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Es war einmal... in Wallerfangen...

Geschichtlicher Überblick des Gebietes der heutigen Gemeinde Wallerfangen

Ab dem 9. Jahrhundert entstand auf Wallerfanger Boden ein zentraler Ort frühkeltischer Kultur an der Saar. Reiche Bronzedepots aus der späten Urnenfelderzeit sind die ältesten Zeugnisse dieser Entwicklung. In der Hallstattzeit war der Limberg ein "Fürstensitz" mit heute noch beeindruckenden Wällen und Gräben aus dem 6./7. Jahrhundert Ihre Toten bestatteten die Kelten der späten Hallstatt- und frühen La-Tène-Zeit am Fuße des Limberges, wo im 19. Jahrhundert beim Ausheben eines Weihers Reste eines "Fürstinnengrabes" aus der Zeit um 500 v.Chr. mit Grabbeigaben aus Gold entdeckt worden sind. Die Funde aus Wallerfangen gehören heute zu den Schätzen der Museen in Saint-Germain-en-Laye, Bonn und Trier.

Während der Zugehörigkeit Wallerfangens zum Römischen Reich ab dem 1. Jahrhundert  haben an den Hängen des Limberges und des heute zu dem Wallerfanger Ortsteil St. Barbara gehörenden Hansenberges gallorömische Unternehmer Bergwerke angelegt, um nach den Kupfermineralien Azurit und Malachit zu graben.

Das Produkt aus Azurit, die azurblaue Farbe, fand an vielen Orten in den nordwestlichen Provinzen des Römischen Reiches Verwendung. Neben dem Mundloch eines Stollens am Hansenberg aus dem 2./3. Jahrhundert hat sich eine lateinische Inschrift erhalten, mit der ein gewisser (A)Emilianus den Besitz an seinem Bergwerk anzeigte. Es ist die einzige erhaltene derartige lateinische Inschrift nördlich der Alpen. Der Stollen, den Emilianus damals graben ließ, ist der einzige heute für Besucher zugängliche römische Bergwerksstollen in ganz Deutschland.

Der Name Wallerfangen trat als "uualdervinga" erstmals im hohen Mittelalter in Erscheinung. In einer Urkunde aus dem Jahre 962 bezeichnet er eine Grafschaft, als deren Graf wenig später ein "Gisilbert" genannt wird. Dieser war ein Schwager des deutschen Kaisers Heinrich II, seine Schwester Kunigunde dessen Gemahlin. Eine Turmburg auf dem Gebiet des heutigen Wallerfanger Ortsteils Düren  aus dem 10. Jahrhundert wird von vielen Historikern als die Burg Gisilberts angesehen.

Ab dem Ende des 13. Jahrhunderts bis in die frühe Neuzeit war Wallerfangen ("Walderfang","Walderfingen") eine mit Mauern umwehrte lothringische Provinzhauptstadt. Ihr Einflussbereich, der deutschsprachige Teil des Herzogtums Lothringen mit Namen "Baillage d´Allemagne", erstreckte sich im frühen 17. Jahrhundert bis weit in das heutige Frankreich hinein. Sie war eine Stadt der "Blaugräber", deren Produkt, die blaue Farbe Azurit, gefördert aus senkrechten Schächten und unter Nutzung der überkommenen römischen Stollen, in ganz Europa verkauft wurde. Bedeutende Gebäude wurden damit ausgeschmückt, der Überlieferung nach auch der Papstpalast in Avignon. Albrecht Dürer soll mit "Wallerfanger Blau" gemalt haben. Traurige Berühmtheit erlangte die Stadt in der frühen Neuzeit als Zentrum der Verfolgung von Frauen als sog. "Hexen".

Im Jahre 1688 wurde "Waldrevange", das bereits im dreißigjährigen Kriege schwere Schäden erlitten hatte, im Zuge der Erbauung der französischen Festung Saarlouis fast völlig dem Erdboden gleich gemacht und sein Bann der neuen Festung angegliedert.

Im 19. Jahrhundert wird in Wallerfangen bedeutende saarländische Industriegeschichte geschrieben. Begonnen hat diese Zeit schon im Jahre 1791, als sich im damals noch französischen "Vaudrevange" eine Keramikmanufaktur niederließ. Tatkräftig führte der Franzose Nicolas Villeroy dieses Unternehmen aus kleinen Anfängen in die nach dem 2. Pariser Frieden mit dem Jahre 1815 beginnende preußische Zeit hinein, als aus Vaudrevange "Wallerfangen", eine Gemeinde an der neuen Grenze zu Frankreich, wurde. Im Jahre 1836 verband er sein Unternehmen mit demjenigen von Jean Francois Boch zu dem späteren Weltunternehmen Villeroy & Boch. Später bedeckten die Gebäude der Fabrik das gesamte heute "Fabrikplatz" genannte Zentrum der Gemeinde. Ende des 19. Jahrhunderts waren dort über 1000 Männer und Frauen beschäftigt. Das von ihnen hergestellte Geschirr aus Steingut und Porzellan wurden in alle Welt verkauft.

Kommunalpolitisch wurde Wallerfangen in der zweiten Hälfte des 19. Jahrhunderts entscheidend von einem Enkel von Nicolas Villeroy, Adolphe von Galhau, geprägt. Tatkräftiger Bürgermeister von 1851 bis zu seinem Tode im Jahre 1889, hat er in Wallerfangen auch als Großgrundbesitzer, maßgeblicher Anteilseigner von Villeroy  & Boch, Schlossherr, Mäzen und Gründer der Sophienstiftung bis heute Spuren hinterlassen.

Der deutsch-französische Krieg 1870/71 führte zur Angliederung von Elsass-Lothringen an das Deutsche Reich. Wallerfangen verlor seine Grenzlage, die sich nach dem 1. Weltkrieg infolge der Rückgliederung Elsass-Lothringens an Frankreich wieder einstellte. 1919 wurde Wallerfangen Teil des im Versailler Vertrag vereinbarten Saargebiets. Die Produkte der Wallerfanger Fabrik erhielten auf ihrem Stempel den Zusatz "Made in Saar Basin". Nach der Volksabstimmung am 13. Januar 1935 endete der Sonderstatus des Saargebiets.

Bereits im Jahre 1931 war die Fabrik im Zuge der Weltwirtschaftskrise geschlossen worden. Die Mehrzahl der zuletzt ca. 700 Beschäftigten wurde arbeitslos. Zwischen 1935 und 1937 wurden die Fabrikgebäude abgerissen. Versuche der Gemeinde, sich als Luftkurort zu etablieren, blieben erfolglos.

Nach dem 2. Weltkrieg war die Saarregion und mit ihr Wallerfangen ein Teil der französischen Besatzungszone und zwischen 1949 und 1956 Teil eines autonomen Territoriums "Saarland", das politisch eng und wirtschaftlich vollständig an Frankreich angegliedert war. Damals führte Wallerfangen zeitweise wieder den Namen "Vaudrevange". Als Folge eines Referendums am 23. Oktober 1955 gehört die Gemeinde seit dem 1.1.1957 als Teil des Bundeslandes Saarland zur Bundesrepublik Deutschland.

Die heutige Gebiets- und Verwaltungsstruktur von Wallerfangen ist das Ergebnis einer saarlandweiten Reform des Jahres 1974.

Seit 1992 unterhält Wallerfangen eine lebendige Partnerschaft mit der französischen Gemeinde St. Vallier (Region Bourgogne).



 

Ortsführungen Wallerfangen

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Tel.: 06831/ 6809-16

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Heimatmuseum Wallerfangen
Louisenstraße 3 (Adolphshöhe)
66798 Wallerfangen
Tel: 06831 / 6809-0

1. Vorsitzender:
Prof. Dr. Rudolf Echt

Tel.: +49 (0)6831 64019
E-Mail: r.echt(at)mx.uni-saarland.de

www.verein-fuer-heimatforschung-wallerfangen.de

Bildliche Zeitreise durch Wallerfangen

Autor Markus Battard gibt diesem Buch durch spannende Daten und Fakten über den geschichtlich sehr interessanten Ort, mit einer Vielzahl an Fotos und Bildern aus damaliger und heutiger Zeit einen besonderen Charakter.

Preis: 18,00 € / erhältlich im Rathaus Wallerfangen